Rede Lehrabschlussfeier Swissmechanic
Lehrabschluss Swissmechanic Aargau 2023
Dienstag, 27. Juni, Ritterhaus, Schloss Lenzburg
Ein guter Abschluss ist wie ein perfekt geformtes Werkzeug – er öffnet Türen und ermöglicht es uns, unsere beruflichen Träume in die Realität umzusetzen.
Und genau das habt ihr, liebe Absolventinnen und Absolventen, mit Eurem erfolgreichen Lehrabschlussprüfung erreicht. Ihr habt hart gearbeitet, Herausforderungen gemeistert und seid jetzt bereit, Eure Talente und Fähigkeiten der Welt zu präsentieren.
Mit grosser Freude stehe ich heute vor Ihnen, um Ihnen allen zur erfolgreichen Lehrabschlussprüfung zu gratulieren. Und als Unternehmer erfüllt es mich natürlich mit besonderem Stolz, dass an der heutigen Feier auch zwei von unseren Polymechaniker-Lehrlinge sind, nämlich Ramon und Kobiraj – herzliche Gratulation.
Wir befinden uns heute an einem ganz speziellen Ort: dem Schloss Lenzburg. Und ein Schloss steht symbolisch für Stärke, Beständigkeit und erinnert uns daran, dass auf den Grundmauern vergangener Zeiten neue Geschichten und Erfolge errichtet werden können. Genau wie dieses Schloss Lenzburg habt auch Ihr, liebe Absolventinnen und Absolventen über die letzten Jahre hinweg hart gearbeitet, um Euer Wissen und Eure Fähigkeiten zu festigen und aufzubauen.
Und wie passend ist es doch, dass wir heute an diesem königlichen Ort die «Krönung» eurer beruflichen Grundbildung feiern. Ihr habt Ausdauer, Hartnäckigkeit und Leistungsbereitschaft gezeigt, viel Neues gelernt, Höhen und Tiefen durchlebt und mit Sicherheit auch Freunde fürs Leben gefunden. Jetzt ist es Zeit, den Abschluss dieser prägenden Zeit gebührend zu feiern – Ihr habt jetzt die LAP im Sack.
Und jetzt? Jetzt seid ihr gefragte Fachleute: Viele berufliche Qualifikationen werden in der Schweiz mit der Berufslehre, erworben. In anderen Ländern erfolgt der Erwerb häufig via Gymnasium und Hochschulen. Unser duales und praxisortientiertes Bildungssystem – bei dem die Lehre eine zentrale Rolle einnimmt – wird von anderen Ländern mit hohem Interesse verfolgt und adaptiert. Es ist mit ein Grund für die sehr tiefe Jugendarbeitslosigkeit in der Schweiz. Und hättet ihr gedacht, dass selbst Ivanka Trump, die Tochter des ehem. US-Präsidenten, davon beeindruckt ist? Seit 2010 ist es nämlich ein offizielles Ziel der Schweizer Aussenpolitik, unser Berufsbildungsmodell im Ausland zu bewerben. In diesem Rahmen hat der Schweizer Bundesrat auch das Interesse der USA geweckt und diversen Vertretern persönlich das Modell der Berufslehre erklärt. Ihr als Teil dieses Systems, seid also auf der ganzen Welt gefragte Berufsfachleute.
Der Abschluss einer beruflichen Grundbildung ist der Schlüssel für den Einstieg in die Arbeitswelt. Besonders erfreulich ist, dass unser Bildungssystem in den letzten zwanzig Jahren sehr durchlässig geworden ist. Mit dieser erfolgreichen beruflichen Grundbildung stehen euch jetzt somit viele Wege offen. Ihr könnt euch entsprechend euren Interessen und Stärken jederzeit gezielt weiterbilden und neue Herausforderungen in Angriff nehmen.
Ihr bestimmt selbst, was als Nächstes kommt: Viele absolvieren bald die Rekrutenschule, vielleicht legt ihr einen Auslandaufenthalt ein und erweitert eure Kenntnisse in Fremdsprachen oder vielleicht wollt ihr zuerst einmal in eurem Beruf Erfahrungen sammeln und etwas Geld verdienen.
Später könnt ihr euch weiter spezialisieren, euch zu Projektleitenden weiterbilden oder eine Höhere Fachschule besuchen. Vielleicht holt ihr die Berufsmaturität nach und entscheiden euch für einen Lehrgang an unsere Fachhochschulen, z.B. die FHNW. So oder so: Es würde mich freuen, wenn ihr euren Branche – in welchem Spezialgebiet auch immer – treu bleibt. Die Wirtschaft ist nämlich auf junge und engagierte Fachkräfte wie euch angewiesen.
Selbst einer politischen Karriere steht nichts im Weg. Einer der gegenwärtig gehandelten Nachfolger vom abtretenden Bundesrat Alain Berset ist übrigens ein ausgebildeter Landwirt, der später Agro-Technik an der Höheren Fachschule und Umweltnaturwissenschaften an der ETH studierte. Sowohl als Unternehmer als auch als Politiker ist es mir eine Herzensangelegenheit, die Berufslehre zu stärken und in das lebenslange Lernen zu investieren.
Auch wenn ihr jetzt kurz nach Lehrabschluss noch nicht an eine Weiterbildung denken mögt, so wisst ihr: Ausgebildete Berufsfachleute wie ihr, die eine Lehre abgeschlossen habt, sind so gesucht wie nie. Besonders die Industrie braucht in Zeiten des Fachkräftemangels qualifizierte Mitarbeitende für die gegenwärtigen Herausforderungen – sprich Energiewende und Digitalisierung. Ich bin überzeugt davon, dass wir die aktuellen Probleme nur mit neuen Technologien und Innovationen lösen können. Und ihr – liebe Absolventinnen und Absolventen – habt das Zeug dazu, diese zu entwickeln und herzustellen. Das künftige Berufsleben wird für euch deshalb sehr spannend, nachhaltig und sinnstiftend.
Innovationen sorgen für den Erfolg des Werkplatzes Schweiz. Wusstet ihr, dass viele Innovationen, die aus unserem Alltag kaum mehr wegzudenken sind, in unserem Land erfunden wurden? Zum Beispiel: Reiss- und Klettverschlüsse, Sparschäler, Instant-Kaffeepulver, Zuckerwürfel aus Rupperswil, Ricola-«Täfeli», Frischhaltefolie, aber auch Doodle für Terminumfragen und die Zahlungs-App TWINT. Und wer kennt nicht den Stewi, der Schweizer Wäschtrockner, der heute noch in vielen Gärten steht. Innovationen haben unsere Wirtschaft, Gesellschaft und unser Land immer vorangebracht. Wer weiss, an welchen Innovationen ihr selbst künftig mitwirken werdet…
In der Industrie ist die Digitalisierung teilweise schon weit fortgeschritten. Auch in unserem Familienunternehmen, der Rupperswiler URMA AG, haben wir innerhalb der Produktionskette Vieles automatisiert und Roboter übernehmen Nachtschichten.
Die Digitalisierung ist im KMU-Bereich existentiell, um im Hochpreisland Schweiz wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Digitalisierung ersetzt aber auf keinem Fall Arbeitskräfte, sondern erfordert Spezialisten für den Umgang mit den digitalen Hilfsmitteln. Der Digitalisierungsprozess braucht nicht nur Mut für hohe Investitionen, sondern vor allem die Bereitschaft von den Mitarbeitenden diesen Prozess aktiv mitzugestalten. Die Digitalisierung ist eine neue Denkweise. Und da helft ihr als junge Menschen und «Digital Natives», die online aufgewachsen sind, mit eurer Veränderungsbereitschaft wesentlich mit, damit dieser Wandel auf allen Ebenen umfassend gelingen kann.
Ihr dürft euch auch auf neue Technologien freuen, diese ausprobieren und anwenden. ChatGPT und der Umgang mit künstlichen Intelligenzen warten auf euch. Die neuen digitalen Möglichkeiten gilt es optimal für effizientere Arbeitsprozesse zu nutzen und dem Werkplatz Schweiz neue Chancen zu ermöglichen. Zweifelsohne gibt es zu diesem Thema viele offene Fragen: Was bedeutet es für unsere Gesellschaft, wenn Maschinen nach intransparenten Kriterien Informationen auswählen, gewichten und letztendlich die Meinungsbildung beeinflussen? Hier seid ihr als Fachleute gefragt, denn wer künftig die Informationen auf ihre Richtigkeiten prüfen kann, wird im Berufsleben punkten.
Ja, die Welt um uns herum verändert sich mit rasender Geschwindigkeit. Wir leben im Zeitalter der Digitalisierung und Künstlichen Intelligenz. Und doch bleibt eine Konstante bestehen: die Nachfrage nach qualifizierten Fachleuten. In einer Zeit, wo Roboter immer klüger werden und KI unsere Jobs bedroht, sind wir als Menschen gefragter denn je. Das ist unsere Chance, unsere Berufslehre als solide Basis zu nutzen und uns kontinuierlich weiterzuentwickeln.
Und hier kommen wir wieder zurück zum Schloss Lenzburg. Dieser Ort steht nicht nur für Pracht und Geschichte, sondern auch für die Stärke des Wandels. Denn auch ein Schloss kann mit der Zeit gehen. Es kann renoviert, modernisiert und den aktuellen Anforderungen angepasst werden. Genau das sollten auch wir tun. Seid wie das Schloss Lenzburg – erhaltet eure Werte, aber seid offen für den Wandel. Seid flexibel und bereit, euch den neuen Technologien und Herausforderungen anzupassen.
Am heutigen Abend soll jetzt das erreichte grosse Ziel, das Abschlusszeugnis, im Vordergrund steht. Geniesst Euren Erfolg und feiert den besonderen Moment mit Freunden und der Familien.
Zum Abschluss möchte ich allen, welche die heutige Feier möglich gemacht haben, danken: Den Berufsbildnerinnen und Berufsbildnern, den Lehrkräften und Eltern, den Freundinnen und Freunden, den Vertretungen von Swissmechanic Aargau und besonders euch, liebe Berufsleute.