Yannick Berner - Ihr Aargauer Grossrat

Rede Berufsmaturitätsfeier der Wirtschafts- und Informatikmittelschule

Berufsmaturitätsfeier der Wirtschafts- und Informatikmittelschule 
Freitag, 30. Juni, 18 h, Alte Reithalle, Aarau 

Ein guter Abschluss ist wie ein perfekt geformtes Werkzeug – er öffnet Türen und ermöglicht es uns, unsere beruflichen Träume in die Realität umzusetzen. 

Und genau das habt ihr, liebe Absolventinnen und Absolventen, mit Eurem erfolgreichen Berufsmaturität erreicht. Ihr habt hart gearbeitet, Herausforderungen gemeistert und seid jetzt bereit, Eure Talente und Fähigkeiten der Welt zu präsentieren. 

Mit grosser Freude stehe ich heute vor Ihnen, um Ihnen allen zur erfolgreichen Berufsmaturität gratulieren zu dürfen. Und als ehemalige AKSA Schüler ehrt es mich natürlich, Teil der Feier sein zu dürfen. Vor genau elf Jahren bin ich nämlich mit meinen Klassenkollegen, Freunden und Familie auf Ihrer Seite gestanden und nahm mein Zeugnis nach vier Jahren Alte Kanti entgegen. 

Wir befinden uns heute Abend an einem ganz speziellen Ort: der Alten Reithalle in Aarau. Die Alte Reithalle ist ein gutes Beispiel für eine gelungene Transformation eines alten Gebäudes mit militärischer Vergangenheit in ein schweizweit einmaliges Mehrspartenhaus für Darstellende Künste und klassische Musik (wie wir ja soeben bestens vom Streicherquartett gehört haben). Und somit ist die Alte Reithalle auch eine gute Location, um eure Berufsmaturität zu feiern. Denn genau wie die jeweiligen Schauspielerinnen oder Musiker vor ihrem Auftritt jeweils hart geprobt haben, so habt auch ihr, liebe Absolventinnen und Absolventen über die letzten Jahre hinweg hart gearbeitet, um euer Wissen und eure Fähigkeiten zu erwerben und zu festigen. 

Ihr habt in den letzten Jahren viel Zeit und Energie investiert, um heute hier zu stehen. Ihr habt Ausdauer, Hartnäckigkeit und Leistungsbereitschaft gezeigt, viel Neues gelernt, Höhen und Tiefen durchlebt und mit Sicherheit auch Freunde fürs Leben gefunden.  

Und das war auch bei mir so. Denn obwohl mich meine Reise nach der Kanti an div. Unis und Firmen, Auslandaufenthalte und schliesslich auch noch in die Politik geführt hat, habe ich meine Zeit an der Alten Kanti Aarau noch in bester Erinnerung mit entstandenen Freundschaften, die bis heute noch anhalten. 

Im Gegensatz zu den meisten Ländern, werden in der Schweiz  die beruflichen Qualifikationen mit der Berufslehre erworben. Unser duales und praxisortientiertes Bildungssystem – bei dem die Berufsbildung eine zentrale Rolle einnimmt – wird von anderen Ländern mit hohem Interesse verfolgt und adaptiert. Man kann sogar sagen: Viele sind auch ein bisschen neidisch auf unser System. Es ist mit ein Grund für die sehr tiefe Jugendarbeitslosigkeit in der Schweiz. Und hättet ihr gedacht, dass selbst Ivanka Trump, die Tochter des ehemaligen US-Präsidenten, davon beeindruckt ist? Seit 2010 ist es ein offizielles Ziel der Schweizer Aussenpolitik, das Schweizer Berufsbildungsmodell im Ausland zu bewerben. In diesem Rahmen hat der Schweizer Bundesrat auch das Interesse der USA geweckt und diversen Vertretern persönlich das Modell der Berufslehre erklärt. Besonders erfreulich ist, dass unser Bildungssystem in den letzten zwanzig Jahren sehr durchlässig geworden ist. Die Berufsmaturität ist dafür ein zentrales Bindungsglied geworden.  

Und mit eurer Kombination von praxisorientierter, kaufmännischer Berufsbildung und einer breiten Allgemein- und Informatikausbildung seid ihr also auch international gefragte Fachleute. 

Ihr bestimmen selbst, was als Nächstes kommt: Eventuell absolviert ihr zuerst die Rekrutenschule und erweitert zugleich euer Netzwerk, legt einen Auslandaufenthalt ein und verbessert weiter eure Kenntnisse in Fremdsprachen oder wollt in eurem Beruf als kaufmännische Angestellter oder als Informatikerin erstmals ein volles Gehalt verdienen.  Später könnt ihr euch weiter spezialisieren und euch an unseren Fachhochschulen, zum Beispiel an der FHNW in Brugg, in eurem Fachgebiet weiterbilden. Als Unternehmer und auch als Politiker ist es mir eine Herzensangelegenheit, in das lebenslange Lernen zu investieren. Wichtig ist dabei, dass ihr euch entsprechend euren Interessen und Stärken jederzeit gezielt weiterbildet und stets neugierig neue Herausforderungen in den Angriff nehmt. 

Auf jeden Fall wird euer künftiges Arbeits- und/oder Studierendenleben spannend, nachhaltig und sinnstiftend. Die gegenwärtigen Herausforderungen – sprich Energiewende und Digitalisierung – erfordern kluge und kreative Köpfe. Ich bin überzeugt davon, dass wir die aktuellen Probleme nur mit neuen Technologien und Innovationen lösen können. Und ihr – liebe Absolventinnen und Absolventen – habt das Zeug dazu, euren Beitrag dafür zu leisten. Lust auf Fortschritt kann eine gute Motivation sein, sich stets beruflich weiterzuentwickeln. 

Und diese Lust auf Fortschritt führt zu Innovation. Und Innovationen sorgen für den Erfolg des Werkplatzes Schweiz. Wusstet ihr, dass viele Innovationen, die aus unserem Alltag kaum mehr wegzudenken sind, in unserem Land erfunden wurden? Zum Beispiel: Reiss- und Klettverschlüsse, Sparschäler, Instant-Kaffeepulver, Zuckerwürfel aus Rupperswil, Ricola-«Täfeli», Frischhaltefolie, aber auch Doodle für Terminumfragen und die Zahlungs-App TWINT. Und wer kennt nicht den Stewi, der Schweizer Wäschtrockner, der heute noch in vielen Gärten steht. Innovationen haben unsere Wirtschaft, Gesellschaft und unser Land immer vorangebracht. Wer weiss, an welchen Innovationen ihr selbst künftig mitwirken werdet…  

Die Digitalisierung ist in unseren Firmen existentiell, um im Hochpreisland Schweiz wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Digitalisierung ersetzt aber auf keinem Fall Arbeitskräfte, sondern erfordert Spezialisten für den Umgang mit den digitalen Hilfsmitteln. Der Digitalisierungsprozess braucht nicht nur Mut von den Unternehmen für hohe Investitionen, sondern vor allem die Bereitschaft von den Mitarbeitenden diesen Prozess aktiv mitzugestalten. Die Digitalisierung ist eine neue Denkweise. Und da helft ihr als junge Menschen und «Digital Natives», die sozusagen online aufgewachsen sind, mit eurer Veränderungsbereitschaft wesentlich mit, damit dieser Wandel auf allen Ebenen umfassend gelingt. 

Ihr dürft euch auch auf neue Technologien freuen, diese ausprobieren und anwenden. ChatGPT und der Umgang mit künstlichen Intelligenzen warten auf euch. Die neuen digitalen Möglichkeiten gilt es optimal für effizientere Arbeitsprozesse zu nutzen und dem Werkplatz Schweiz neue Chancen zu ermöglichen.  Zweifelsohne gibt es zu diesem Thema viele offene Fragen: Was bedeutet es für unsere Gesellschaft, wenn Maschinen nach intransparenten Kriterien Informationen auswählen, gewichten und letztendlich die Meinungsbildung beeinflussen? Hier seid ihr als Fachleute gefragt, denn wer künftig die Informationen auf ihre Richtigkeiten prüfen kann, wird im Berufsleben punkten. 

Ja, die Welt um uns herum verändert sich mit rasender Geschwindigkeit. Wir leben im Zeitalter der Digitalisierung und Künstlichen Intelligenz. Und doch bleibt eine Konstante bestehen: die Nachfrage nach qualifizierten Fachleuten. In einer Zeit, wo Roboter immer klüger werden und KI unsere Jobs bedroht, sind wir als Menschen gefragter denn je. Das ist unsere Chance, unsere Bildung als solide Basis zu nutzen und uns kontinuierlich weiterzuentwickeln. 

Und hier kommen wir wieder zurück zur Alten Reithalle. Dieser Ort steht nicht nur für Geschichte, sondern eben wie eingangs erwähnt für die Stärke des Wandels. Denn auch ein Gebäude kann mit der Zeit gehen. Es kann renoviert, modernisiert und den aktuellen Anforderungen angepasst werden. Genau das sollten auch wir ständig tun. Seid wie die Alte Reithalle – erhaltet eure Werte, aber seid offen für den Wandel. Seid flexibel und bereit, euch den neuen Technologien und Herausforderungen anzupassen. 

Am heutigen Abend soll jetzt das erreichte grosse Ziel, das Abschlusszeugnis, im Vordergrund steht. Geniesst Euren Erfolg und feiert den besonderen Moment mit Freunden und der Familien. 

Zum Abschluss möchte ich allen, welche die heutige Feier möglich gemacht haben, danken: Den Betreuerinnen und Betreuer aus den Unternehmen, den Lehrkräften und Mitarbeitenden sowie den Eltern, Freundinnen und Freunden, und besonders euch, liebe künftige Berufsfachleute oder künftige Studentinnen und Studenten.  

Nochmals ganz herzliche Gratulation für Euren Erfolg! 

Hast Du Fragen an mich? Ich freue mich auf deine Kontaktaufnahme!